Traumasensible Übergänge
Viele Klientinnen und Klienten des Meliso haben in ihrer Vergangenheit psychisch stark belastende und überfordernde Erfahrungen gemacht. Diese Traumata äussern sich sehr vielfältig und hängen unter anderem mit immer wieder erfahrenen Aspekten wie Kontrollverlust, Orientierungslosigkeit, fehlender Bindung und Bindungsverlust zusammen.
Gemäss Olaf Stähli, Psychologe (M. Sc.) und Supervisor (MAS/BSO), können Elternteile und Kinder im Meliso durch die traumapädagogische Unterstützung Sicherheit erfahren – insbesondere Sicherheit in Beziehungen mit den Bezugspersonen. Auf dieser Grundlage wird es möglich, die durch die Traumatisierung bedingten nachteiligen Verhaltensweisen zu verändern und mehr Kontrolle über das eigene Verhalten zu erlangen. Dies erhöht wiederum auch die innere Sicherheit.
Insbesondere bei Kindern hat der direkte Schutz und die Entwicklungsförderung einen hohen Stellenwert, das so zumindest einen Teil der transgenerationalen Traumaweitergabe kompensiert wird.
«Eltern können in einer Organisation wie dem Meliso durch die traumapädagogische Unterstützung Sicherheit erfahren.»
Olaf Stähli, Psychologe (M. Sc.) und Supervisor (MAS/BSO)
Deshalb ist die Bezugsperson im Meliso für das Familiensystem in vielerlei Hinsicht sehr wichtig, auch traumapädagogisch. Beim Meliso werden alle Übergänge traumasensibel gestaltet. Das bedeutet, wenn ein Familiensystem zum Beispiel von der 24h-Betreuung in das betreute Wohnen wechseln kann, dass der Wechsel der Bezugsperson nicht abrupt und überfordernd gestaltet wird, sondern überlappend und schrittweise. Bei den Kindern ist durch die gleichbleibende interne Kinderbetreuung hier bereits ein stabiler Fixpunkt gegeben, der Sicherheit und Orientierung gibt.
Weshalb dafür Spenden notwendig sind
Die Tarife der öffnetlichen Hand decken keine Zusatzkosten. Ein Übergang von einem enger betreuten Angebot zu einem offeneren ist aus der Perspektive der Entwicklung in Richtung Selbstständigkeit enorm wertvoll, von den Elternteilen oft sehnlichst erwünscht und auch im Sinne der öffentlichen Hand.
Wird dieser Übergang jedoch überfordernd und schnell statt schrittweise gestaltet, kann es das Familiensystem in seiner Entwicklung zurückwerfen oder gar retraumatisieren. Traumasensibel gestaltete Übergänge verursachen durch den längeren Prozess und die höhere Anzahl beteiligter Personen Zusatzkosten, welche nur durch Spenden gedeckt werden können.
Welchen Ablauf durchläuft ein Familiensystem im Meliso?
Nach Anfrage, Aufnahme und Eintritt bleibt ein Familiensystem unterschiedlich lange im Meliso. Die Dauer des Aufenthaltes ist bedarfs- und situationsabhängig, aber der Ablauf folgt dem gleichen Muster.
Förderphase
Nach dem Eintritt und der entsprechenden Vertrauenbildung und Ressourcenevaluation folgt die Förderphase. Sie dauert in der Regel sechs bis 12 Monate und kann sich mehrmals wiederholen. Dabei geht es um die individuelle Förderung der Elternteile mit ihren Kindern gemäss den getroffenen Zielsetzungen.
Phase Prüfung Aus- bzw. Übertritt
Ein möglicher Aus- bzw. Übertritt wird in dieser Phase sorgfältig besprochen und geprüft. Die Evaluation erfolgt immer in Absprache mit dem involvierten System (Behörden, Beistandschaft). Je nach Einschätzung des Betreuungsteams, der Behörde und des Systems wird eine weiterführende Anschlusslösung aufgegleist.
Massgebend für die Nachfolgelösung sind:
die Berücksichtigung des Kindesinteresses und Kindeswohls
der Wunsch, die Möglichkeiten und die Grenzen der Elternteile
die praktische Umsetzbarkeit (Finanzierung, Verfügbarkeit)
Sinnvollerweise wird der Prozess in die Selbstständigkeit mit den weiteren Angeboten vom Meliso gestaltet. Auf diese Weise können die Elternteile schrittweise und ohne Institutionswechsel in die Selbstständigkeit geführt werden. Der Vorteil gegenüber einem Institutionswechsel ist, dass auf der Betreuungsseite eine hohe Beziehungskonstanz gegeben ist (ermöglicht traumasensiblen Übergang). Der Prozess wird nicht durch einen unnötigen Bindungsverlust und -aufbau in der Entwicklung gebremst.
Aus- bzw. Übertrittsphase
Ein Austritt wird gut und individuell begleitet. Dabei ist Meliso ein sorgsamer und gut vorbereiteter Abschluss wichtig. Die Elternteile und ihre Kinder werden bei der Planung und Umsetzung des Austritts unterstützt.
Bei einem Meliso-internen Übertritt wird der Übergang wie gesagt schrittweise sowie überlappend und dadurch traumasensibel gestaltet. Wenn ein Wechsel der Bezugsperson notwendig ist, erfolgt dieser mit viel Vorbereitung und Transparenz sowie in dem Tempo, das für alle Beteiligten zuträglich ist.